Lieber Weinfreund!

Schon der Apostel Paulus schrieb in einem Brief an seinen Schüler Timotheus: "Trinke nicht mehr nur Wasser, sondern brauche ein wenig Wein um deines Magens Willen und weil Du oft krank bist." Die Bedeutung des Weines für die Gesundheit und das Wohlbefinden ist seit tausenden von Jahren bekannt. In vielen historischen Büchern der medizinischen Heilkunst findet man Hinweise auf die Verwendung von Wein als Heilmittel. Norbert Becker und Herbert Güss berichten in ihrem Buch "Der Wein - Lebensfreude und Gesundheit" über geschichtliche Zeugnisse, in denen der Wein eine bedeutende Rolle in der Medizin gespielt hat. Das älteste medizinische Dokument, eine Tontafel in Keilschrift mit Rezepturen eines sumerischen Arztes aus der Zeit um 2.200 v. Chr., erwähnt bereits den Wein. Er diente den Ärzten und heilkundigen Priestern des antiken Zweistromlandes als Lösungsmittel für viele Heilkräuter, zum Anrühren von Salben, zum Desinfizieren von Wunden und als Heilmittel zum Einnehmen. Weiter zitieren Becker und Güss den Ärztevater Hippokrates (460-377 v. Chr.): "Der Wein ist ein Ding, in wunderbarer Weise für den Menschen geeignet, vorausgesetzt, dass er bei guter und schlechter Gesundheit sinnvoll und in rechtem Maß verwandt wird, übereinstimmend mit der Verfassung der einzelnen Person."

Mit der Entwicklung moderner Arzneimittel hat der Wein in den letzten Jahrhunderten seine therapeutische Bedeutung in der Medizin verloren. Trotzdem hat sich die Wissenschaft dem Wein und seiner Bedeutung für die Gesundheit und die Lebensfreude des Menschen mit viel Engagement gewidmet und Resultate geliefert, deren Wert für die Medizin nicht unbedeutend ist. So widmete die Deutsche Weinakademie kürzlich dem Thema "Wein und Gesundheit" eine eigene Broschüre, in der der Wein als - im besten Sinne des Wortes - Genussmittel herausgestellt wird. In der Einleitung heißt es: "Der Begriff Weingenuß beinhaltet, dass jemand mit Maß und mit persönlicher Kontrolle trinkt; eine Verantwortlichkeit des Einzelnen für sich selbst, die wir in allen Lebensbereichen von mündigen Bürgern erwarten. In diesem Sinne schließt der Genuß von Wein den Mißbrauch aus."

Wein so genossen, regt die Verdauung an, fördert die Durchblutung und wirkt positiv auf die Zusammensetzung der Blutfette, die bei der Entstehung eines Herzinfarktes oder eines Schlaganfalles eine bedeutende Rolle spielt. Eine neue Studie französischer Wissenschaftler unterstützt diese These, die als "französisches Paradoxon" in die Wissenschaft eingegangen ist. Obwohl die Franzosen ebensoviel Fett verzehren, wie z.B. Engländer oder Finnen, sterben sie jedoch seltener den Herztod. Bei der Suche nach möglichen Gründen stieß man auf den Rotweinverbrauch, dem die Südeuropäer deutlich mehr zusprechen als die Nordeuropäer. Zugeschrieben wird dem Wein auch eine bakterienhemmende Wirkung durch die organischen Säuren von Weißweinen bzw. Gerbstoffe von Rotweinen. Gegen Depressionen sei er gut und gegen Schlaflosigkeit; sogar beim Abnehmen soll er - in der richtigen Menge bei einer Schrotkur getrunken - behilflich sein. Bekannt ist auch, dass sich ein Schlückchen Sekt als Mittel zur Anregung des Kreislaufes sehr bewährt.

So verordnete der berühmte Chirurg Ferdinand Sauerbruch seinen frisch operierten Patienten ein Glas Sekt zur besseren Genesung. Er wußte, dass die vorhandene Kohlensäure die Durchblutung der Gefäße fördert.

an Weinhaus Weber